Hinter dem Quizpult

Johannes Weber

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Willkommen

„Wir machen den ganzen Kram, den man nicht sieht – aber vermissen würde.“

Willkommen auf meinem unregelmäßig geführten Blog rund um die Welt hinter den Kulissen des Fernsehens.
Hier erzähle ich – mal technisch, mal humorvoll – aus dem Alltag zwischen LED-Wänden, Quiz-Software, Live-Drucksituationen und all dem Chaos,
das man im TV nie zu sehen bekommt.

Es geht um Shows, Projekte, kleine Pannen, große Erfolge und die vielen Momente,
in denen im Hintergrund alles zusammenlaufen muss, damit es vor der Kamera ganz selbstverständlich wirkt.

Kurz gesagt: Ein Blick in die Welt der unsichtbaren Macher.

Von Kurzfilm zum Quizbuzzer – Mein Weg hinter die Kulissen

Ich bin Johannes Weber – Medientechniker, Spieletechniker und Medienmacher mit Herz, wohnhaft in Bonn. Mein Weg in die Medienwelt begann an der Hochschule Mainz, wo ich Medientechnik mit Schwerpunkt Interaktive Medien studierte. Während des Studiums galt meine Leidenschaft vor allem dem Kurzfilm:
Ich schrieb, drehte, schnitt – und lernte, wie man mit Bildern Geschichten erzählt.

Doch wie das Leben so spielt, wurde aus dem Filmset irgendwann das Fernsehstudio. Über ein paar Umwege und glückliche Fügungen landete ich beim Fernsehen – und meine erste Sendung war gleich ein echter Klassiker: der Tigerenten Club in der ARD. Seitdem war klar: Ich will Shows nicht nur anschauen, ich will sie möglich machen.

Heute arbeite ich bei Cliparts.tv – einem Unternehmen, das hinter den Kulissen der großen TV-Unterhaltung steht. Wir sind die Möglichmacher, die dafür sorgen, dass Spielelemente auf dem Bildschirm lebendig werden: Punkteanzeigen, Buzzer, Countdown-Grafiken, LED-Walls, Sounds, Animationen, Interaktion
– all das entsteht bei uns. Wie das Branchenmagazin DWDL es treffend beschrieben hat: „Geht nicht, gibt’s nicht.“

Ich durfte an vielen Shows mitarbeiten, die Millionen kennen:
Schlag den Raab/Besten/Star, TV Total, Eltons 12,  1% Quiz, Mein Mann kann, RTL Spendenmarathon, Du gewinnst hier nicht die Million, Die große GEO Show, Glücksrad, Jeopardy, Ruck Zuck, Familienduell – um nur einige zu nennen. Jede Show bringt neue technische Herausforderungen,
jede Produktion verlangt Präzision, Kreativität und Nervenstärke.

Bevor ich in der Spieletechnik zu Hause war, war ich als Fotograf für den General-Anzeiger Bonn unterwegs – freiberuflich, mitten im Geschehen. Parallel dazu habe ich auf dem freien Markt Business-Fotografie, Konzertmitschnitte und Eventdokumentationen realisiert. Mit WeHaveAStream habe ich außerdem Livestreams produziert – von der Kameraarbeit über Bild- und Tonschnitt bis hin zur technischen Umsetzung der Übertragung. Diese Zeit hat meinen Blick geschärft – für Menschen, für Momente, für das Unsichtbare hinter dem Sichtbaren. Heute fließt dieser Blick in meine Arbeit ein, wenn es darum geht, Technik intuitiv, sichtbar und unterhaltsam zu gestalten.

Ich liebe diese Mischung: zwischen kreativer Idee und technischer Umsetzung, zwischen Studioalltag und Live-Spannung.
Und ich bin gespannt, welche Shows noch auf mich warten.

Wie wir im Hintergrund dafür sorgen,
dass bei der 1%-Show alles rund läuft

Wenn bei „Das 1%-Quiz – Wie clever ist Deutschland?“ mit Jörg Pilawa auf Sat.1 hundert Kandidatinnen und Kandidaten gleichzeitig ihr Köpfchen anstrengen, sind die meisten Zuschauer:innen vor allem von den spannenden Fragen und dem flotten Tempo begeistert. Die Show basiert auf einer cleveren Idee: 100 Kandidat:innen treten gegeneinander an, um zu zeigen, wie schlau sie im Vergleich zum Durchschnitt der Deutschen sind. Die Fragen stammen aus umfangreichen, repräsentativen Umfragen, die das Allgemeinwissen und überraschende Fakten messen. Seit der ersten Ausstrahlung im März 2023 hat sich die Sendung zu einem echten Publikumsliebling entwickelt. Schon die dritte Folge lockte fast 1,8 Millionen Zuschauer an und erreichte bei den 14- bis 49-Jährigen einen Marktanteil von über 11 Prozent – eine beeindruckende Leistung für Sat.1 im Prime-Time-Slot. Die Show wird seit Oktober 2024 immer donnerstags um 20:15 Uhr ausgestrahlt und begeistert mit prominenten Gästen und einer interaktiven Mitspielmöglichkeit über die Joyn-App.

Doch was kaum jemand sieht: Hinter dieser smarten Show steckt eine hochkomplexe technische Steuerung, die genauso clever arbeitet wie die Kandidat:innen selbst.
Und genau hier kommen wir ins Spiel.

Unsere Aufgabe beginnt bei den iPads, die jeder Kandidat vor sich hat. Über diese kleinen Geräte geben alle zeitgleich ihre Antworten ab – mal in freier Form, mal als Multiple Choice. Unsere Software prüft dann blitzschnell alle Eingaben und entscheidet sofort: Richtig oder falsch? Bei eindeutigen Antworten klappt das spielend leicht. Aber wenn mal ein Tippfehler reingerutscht ist oder jemand eine ungewöhnliche, aber richtige Antwort gibt, wird’s knifflig. Genau hier kommt unsere smarte Jury ins Spiel, die wir über unser System direkt mit der Entscheidung beauftragen. So stellen wir sicher, dass kein kluger Kopf an einem Buchstabendreher scheitert.

Was viele nicht wissen: Wir zeichnen sogar auf, welche Touch-Aktionen genau auf dem iPad passiert sind. So können wir im Zweifelsfall ganz genau nachvollziehen, was ein Kandidat gedrückt hat – und bei technischen Problemen blitzschnell reagieren. Sollte ein Kandidat einmal behaupten, er hätte eine andere Antwort gegeben, können wir das eindeutig belegen. Für den anwesenden Notar, der die Fairness der Show überwacht, ist das Gold wert – es schafft absolute Transparenz und Vertrauen. Und damit niemand beim Nachbarn heimlich mitlesen kann, sind die iPads zusätzlich mit Sichtschutzfolien ausgestattet. Eine simple, aber sehr wirkungsvolle Lösung.

Ein weiterer wichtiger Baustein unserer Arbeit ist die Verwaltung der Fragen selbst: Wir stellen die Datenbank der BBC Deutschland bereit, in der die Fragen-Autoren zwischen den Wochen, in denen jeweils zwölf Sendungen aufgezeichnet werden, die Möglichkeit haben, die Fragen für die kommenden Shows zu hinterlegen. Diese Fragen werden dann von uns gemeinsam mit der BBC vor den Aufzeichnungen sorgfältig geprüft und freigegeben. So gewährleisten wir, dass die Fragen inhaltlich passen, technisch reibungslos funktionieren und perfekt auf die Show abgestimmt sind.

Doch unsere Technik geht weit über die Tablets und Fragenverwaltung hinaus. Auch das, was im Studio passiert und was die Zuschauer:innen später auf dem Bildschirm sehen, kommt von uns: Die kniffligen Fragen, die auf der großen LED-Wand auftauchen, kommen aus unserem System. Der Mittelkreis auf dem Studioboden, auf dem Jörg Pilawa steht und moderiert, zeigt live an, welche Kandidat:innen nach jeder Frage ausgeschieden sind – auch diese Anzeige steuern wir ganz genau.

Ein besonderes Highlight: Die Übertragung auf den Mittelkreis läuft bei uns nicht klassisch über Kabel, sondern über eine moderne IP-basierte Technik namens NDI. Das macht alles flexibler, schneller und besser integrierbar in die digitale Welt der Fernsehproduktion.

Was die Fernsehzuschauer:innen auf ihrem Bildschirm sehen, ist dank unserer Key- und Fill-Signale ebenfalls von uns vorbereitet – Bauchbinden, Namenseinblendungen oder Spielstände werden jedoch erst in der Postproduktion eingefügt, da sie als gestacktes Signal (Key & Fill) ins Endbild kommen, ähnlich wie Bauchbinden bei Reportagen. Während der Sendung zeigen wir im Studio als Insert den Countdown mit den 30 Sekunden, die die Kandidat:innen für die Beantwortung ihrer Frage haben, sowie die Fragen selbst, falls sie im Schnitt als Vollbild eingeblendet werden sollen. So bleibt das Studio übersichtlich, und die wichtigen Infos sind jederzeit präsent.

Auch die Kommunikation hinter den Kulissen profitiert von unserer Technik: Wir stellen eine Übersicht bereit, in der alle Kandidat:innen und ihre aktuellen Daten zu sehen sind – wer sie sind, wie sie bisher abgeschnitten haben und ob sie mit besonders spannenden Antworten punkten. Die Redaktion kann Kandidat:innen markieren, die dann automatisch bei Jörg Pilawa am Moderationspult auftauchen – mit Namen und wichtigen Infos. Kamera- und Tontechniker wissen so genau, wen sie ins Bild holen oder mikrofonieren sollen, ohne aufwendige Absprachen per Funk. Das macht die Show reibungslos, spontan und trotzdem gut vorbereitet.

Was auf den ersten Blick locker und leicht wirkt, ist also das Ergebnis eines sehr genauen Zusammenspiels im Hintergrund. Und genau das macht unseren Job so besonders: Wir sorgen mit cleverer Technik dafür, dass die Show läuft – unauffällig, aber unverzichtbar. Ganz ehrlich? Wir sind richtig stolz, dass wir dafür sorgen dürfen, dass hundert kluge Köpfe live im Studio miträtseln können – und vielleicht am Ende einer von ihnen die legendäre 1%-Frage knackt.

Wenn man plötzlich im Mittelpunkt steht… und es gar nicht mag

Neulich wurde ich vom Bonner General-Anzeiger interviewt – ja, ich. Und ja, das fühlt sich für jemanden wie mich, der eigentlich lieber hinter Kameras, LED-Wänden, Software-Fenstern und Kabelsalat verschwindet, etwas seltsam an.
Denn ganz ehrlich: Bei Cliparts.tv sind wir kein „Johannes-Alleinunterhalter“-Betrieb. Wir sind ein Team. Ein ziemlich gutes sogar.
Und ohne dieses Team würde bei Shows wie dem 1 Prozent-Quiz, Tigerenten Club oder Schlag den Star gar nichts laufen.

Der Artikel hat mich aber – sagen wir mal – leicht in den Mittelpunkt gestellt. Laut Zeitung „laufen bei mir alle Fäden zusammen“.
Hm. Wenn das stimmt, dann bin ich vermutlich eher eine menschliche Mehrfachsteckdose, denn die ganze Technik, die da erwähnt wird, stemmt man nicht allein:
Synchronisierte Kandidaten-Tablets, smarte Jury, LED-Wände, Punkteanzeigen, Sounds, Animationen, Countdown-Grafiken…
eigentlich alles, was blinkt, piept oder jemandem im Studio die Schweißperlen auf die Stirn treiben kann. Die Kolleginnen und Kollegen wissen genau, wovon ich spreche.

Im Artikel klingt das dann so:
Ich sorge dafür, dass Kandidaten nicht an Tippfehlern scheitern, kontrolliere Licht, Ton, Tablets, Fragen-Datenbanken und nebenbei noch die BBC.
(Okay, vielleicht nicht ganz die ganze BBC.)

Und natürlich steuere ich auch, wer bei Jörg Pilawas 1 Prozent-Quiz gerade weiter ist – oder eben nicht.
Zumindest das Licht im Studioboden macht, was ich ihm sage. Meistens.

Auch die Kinder im Tigerenten Club kommen nicht zu kurz. Laut Artikel bin ich dort derjenige, der ihre Antworten „ins richtige Licht rückt“.
Ich nenne es liebevoll: „Der Mann, der verhindert, dass die Kinder  aus Versehen das Wissquiz sprengen.“

Und dann gibt es noch meine heimliche Lieblingszeile:
Ich hätte selbst nach all den Jahren noch Lampenfieber bei Live-Shows wie Schlag den Star.

Ja. Stimmt.

Wenn man weiß, dass man nicht mal kurz zurückspulen kann, bekommt der Satz „Bitte nicht falsch drücken“ nochmal eine ganz besondere Intensität.

Trotzdem – und das kommt im Artikel richtig gut rüber – ist es genau dieser Mix aus Technik, Tempo, Teamarbeit und Überraschungsmomenten,
der meinen Job so großartig macht.
Kein Tag ist wie der andere. Kabel verheddern sich nie zweimal auf dieselbe Weise. Und Software entscheidet sich grundsätzlich genau dann für ein Update,
wenn der Countdown schon läuft.

Kurzum:
Der Artikel ist schön geworden, aber er zeigt natürlich nur einen Ausschnitt. Hinter jedem Effekt, jeder Grafik und jeder Show stehen viele Menschen,
die zusammen dafür sorgen, dass es am Ende… nicht nach Arbeit aussieht.

Und genau das macht die Branche so besonders.

General - Anzeiger Bonn 20.Oktober 2025